Hier gehts zum Filmchen mit dem Helden
 
   
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Empörung über Raser-Film 
Grossspurig berichteten Raser im Fernsehen über ihr kriminelles Hobby. Das hat viele aufgebracht: Zuschauer, die Polizei, aber auch die Raser selber.
Von Marc Zollinger
Zürich. - Selten hat ein Beitrag der «Rundschau» von SF DRS so viel ausgelöst, wie jene Raserreportage vom Mittwochabend. Zuschauer riefen an oder mailten, empört und verstört. Der Tenor: «Warum muss man solchen Menschen bloss eine Plattform bieten?» Andere wiederum reagierten mit positiven Kommentaren: Sie bedankten sich für den Einblick in die Psyche einer Spezies, die gerade dieses Jahr sehr viel Aufmerksamkeit erregt.
Die Hauptrolle im Beitrag spielte ein junger Mann namens Amir, der in derAgglomeration Zürich lebt. Vor laufender Kamera lieferte er sich innerorts ein Rennen mit einem Unbekannten. Und er sagte Sätze wie: «Ich bin halt ein Psychopath. Ich bringe mich lieber selber um, als ein Rennen zu verlieren.» Amir hält nichts von Rennstrecken. «Da, wo es illegal ist, macht es mehr Spass.» Und sein Kollege Ahmed erklärte freimütig und stolz, dass er kürzlich in einer Tempo-50-Zone mit 120 Stundenkilometern gerast sei.
Raser Amir zeigt die «Rundschau» an 
Das hat Konsequenzen. Die Zürcher Bezirksanwaltschaft hat am Donnerstag ein polizeiliches Ermittlungsverfahren eingeleitet, nachdem sie von «10 vor 10» mit den Bildern konfrontiert wurde. «Es handelt sich um ein Offizialdelikt», sagt Bezirksanwalt Jürg Boll. Den Rasern droht nun Gefängnis bis drei Jahre oder eine Busse bis 40'000 Franken. Ob sie allerdings wegen ihrer Aussagen auch verurteilt werden können, ist fraglich. Denn sie müssten ihre Taten offiziell bestätigen. Bereits gestern hat Ahmed gegenüber der «Rundschau» seine Aussage dementiert. Mit 120 durchs Dorf? «Ich habe nur geblufft.»
Hauptdarsteller Amir geht noch einen Schritt weiter. Er zeige die «Rundschau» an, sagt er dem TA. «Die Journalisten haben alles verdreht - eine Frechheit.» Abgemacht sei gewesen, dass über die «positiven Seiten des Auto-Tunings» berichtet werde. Nämlich das Pützeln und Polieren, aber nicht das Schnellfahren. Die Bilder, die nun für heftige Reaktionen sorgten, seien für ihn und seine Kollegen privatgemacht worden. Überhaupt: Er habe den Beitrag vorgängig nicht zu sehen bekommen, obwohl das versprochen worden sei.
Die «Rundschau» widerspricht: «Eine Abmachung, dass wir den Beitrag vor der Ausstrahlung zeigen würden, existiert nicht», erklärt Hansjürg Zumstein, Stellvertretender Redaktionsleiter. «Amir und seine Kollegen haben vor laufender Kamera immer wieder unglaubliche Aussagen gemacht. Für sie ist Autofahren gleichbedeutend mit Rasen.» Wenn sie jetzt behaupten würden, sie hätten nur geblufft, sei das unglaubwürdig: «Leider ticken die so, das ist ja das Gefährliche.» Dass es sich bei den Interviews um «private Bilder» handle, sei «völliger Unsinn». Es treffe im Übrigen zu, dass beim Planen der Reportage das Rasen nicht im Vordergrund stand. Aber Amir und seine Kollegen hätten praktisch nur über Tempobolzerei gesprochen. «Das hat natürlich die Sichtweise des Reporters beeinflusst.»
Amir ist übrigens noch vor den polizeilichen Ermittlungen seinen Boliden los geworden. Am Mittwochabend, just während der Fernsehbeitrag lief, beschlagnahmte die Polizei das Auto bei einer Kontrolle in Zürich-Altstetten. Bald werde er wohl auch den Ausweis abgeben müssen, sagt er. Erst vor drei Wochen erhielt er ihn zurück. Amir: «Ich war in einer 50er-Zone mit 164 erwischt worden.»
Stellungnahme Schweizer Fernsehen
Einige Zuschauerinnen und Zuschauer haben bemängelt, dass wir die Raserszene 
zu wenig scharf von der sogenannten Tuningszene abgegrenzt hätten. Dies 
sehen wir nicht so: Wer sein Auto fast grenzenlos mit PS aufrüstet, ist eine 
potentielle Gefahr im Strassenverkehr.
Teile des Publikums haben sich darüber empört, dass die gezeigten 
Jugendlichen unwidersprochen über ihre Raserei sprechen konnten. Wir 
verstehen, dass die ausgestrahlten Aussagen aufgerüttelt haben. Dies war 
auch die Absicht des Beitrags: Die RUNDSCHAU wollte dem Publikum einen Blick 
in jene Szene gewähren, die Wochenende für Wochenende über die Strassen rast 
und Unschuldige gefährdet.
Wir wollten ebenfalls dokumentieren, wie machtlos die Behörden dem Phänomen 
offensichtlich gegenüber stehen. In aller Oeffentlichkeit führen Autoraser 
ihre illegal modifizierten Autos vor - die Polizei hat das Nachsehen. 
Immerhin: Aufgrund des Beitrags haben Polizei und Justiz sofort reagiert: 
Einem Autoraser ist das Auto sofort nach der Sendung beschlagnahmt worden, 
gegen andere sind Verfahren eingeleitet worden. SF DRS hat dies am 
Donnerstag abend in der Sendung Zehn vor Zehn dokumentiert.
Angesichts der klaren Worten der Justiz- und Polizeivertreter am Donnerstag 
abend in Zehn vor Zehn kann als Bilanz gesagt werden, dass diese Absicht in 
Erfüllung ging. Mit anderen Worten: Das Risiko, dass von solch 
rücksichtslosen Autofahrer ausgeht, ist als Folge des Beitrags auch bei der 
Behörde klarer und schärfer wahrgenommen worden; härtere und konkretere 
Massnahmen sind angekündigt.